Sleeping beauty
von Helena Cánovas Parés (Komposition) und Linda Kokkores (Text)
„Ein schlafendes Mädchen am Ufer ich fand. Sie hatte die Beine weit von sich gestreckt, ihr schneeweißer Busen war halb nur bedeckt. Ich machte mich über die Schlafende her, da hört sie das Rauschen der Donau nicht mehr.“ Diese Zeilen stammen aus dem Donaulied: einem beliebten Volkslied, das in festlicher Stimmung und aus voller Kehle unter anderem auf dem Oktoberfest gesungen wird. Es ist ja nur ein Lied. Ein Lied, das die Vergewaltigung von Frauen verharmlost und normalisiert.
Im aktuellen Musiktheaterdiskurs rückt die tradierte Rolle der Frau zunehmend in den Fokus, wie sie in der Vergangenheit geschrieben und komponiert wurde und wie heute für eine reflektierte und angemessene Darstellung damit umgegangen werden muss. Im Theater werden Geschichten erzählt, deren Darstellung nicht nur als bloße Handlung gelten kann. Das Narrativ prägt und bestimmt unsere Denkmuster und unser Verständnis von der Welt, die wir teilen. Mythen, Märchen und traditionelle Volkslieder aus den verschiedensten Ländern offenbaren uns die archetypischen Topoi der Menschheit. Auch heute noch dienen sie oft als Vorlage für Figuren auf der Bühne und werden weiterhin reproduziert.
Was für ein Umgang mit diesen sogenannten Archetypen ist jedoch möglich, wenn sie als Ergebnis einer patriarchalen Kultur frauenfeindliche Werte verewigen?
Mit Sleeping beauty dringt das Team zu den kulturellen Wurzeln einer sexistischen und misogynen Tradition vor und begibt sich auf der Suche nach einer neuen Sprache des Widerstands und des Zusammenhalts auf eine musikalische Reise durch die Volkslieder Europas. Mit feinem Humor und Spielfreude wird durch das Verhältnis zwischen Text, Bühne und Musik das Erzählte statt der Erzählform infrage gestellt.
Text: Giulia Fornasier / © Vivien Isabelle Hohnholz
Besetzung
Komposition / Helena Cánovas Parés
Libretto / Linda Kokkores
Musikalische Leitung / Clara Maria Bauer und Ilya Ram
Regie / Vivien Isabelle Hohnholz
Bühnen- und Kostümbild / Till Jasper Krappmann und Pia Preuß
Video/ Rafael Ossami Saidy
Dramaturgie / Giulia Fornasier
MIT
Sängerin 1, Sopran / Dahyeon Kwon *
Sängerin 2, Sopran / Ella Gehrmann *
Sängerin 3, Sopran / Samira Schür *
Musik
Ensemble Modern:
Jana Machalett / Flöte – Jaan Bossier / Klarinette – Johannes Schwarz / Fagott – Sava Stoianov / Trompete – David Haller / Schlagzeug – Giorgos Panagiotidis / Violine – Megumi Kasakawa / Viola – Michael Maria Kasper / Violoncello – Paul Cannon / Kontrabass
Musikalische Koordination / Rainer Römer (Ensemble Modern)
Leitung der musikalischen Einstudierung und musikalische Assistenz / Maria Conti Gallenti*
Klangregie / Norbert Ommer (Ensemble Modern)
Tontechnik / Lukas Nowok
Produktionsbeteiligte
Kulturmanagement / Sarah Franke und Alice Lapasin Zorzit
Lichtdesign und Technische Leitung / Matthias Rieker
künstlerisch-technische Mitarbeit und Technische Leitung / Ralf Heinze
Austattungsassistenz / Eva Budniewski
Maske / Johanna Winkler
Audiomitschnitt / Felix Dreher
Filmproduktion / Seehund Media
* HfMDK

Ein Projekt der
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